GlobaLokal Wohnraumhilfe

GlobaLokal – Wohnen & Wirken (www.globaLokal.org) ist eine 2012 in Frankfurt gegründete Wohnprojektinitiative. Sie strebt die Verbindung von gemeinschaftlichem Wohnen mit Aktivitäten zur Förderung der Integration und Anerkennungskultur an. Damit wird ein Beitrag zur Verbesserung des kulturellen und sozialen Zusammenwachsens in der Gesellschaft und der Völkerverständigung geleistet. Es wird ein inklusiver Ansatz verfolgt, bei dem durch Engagement im unmittelbaren Wohnumfeld Polarisierungen nach Herkunft, Alter und Einschränkung abgebaut werden. 

Durch persönliche Betreuung und Begleitung (Mentoring) von „Neuankömmlingen“ (Newcomer) leistet GlobaLokal einen Beitrag dazu, dass sich Geflüchtete in ihrem neuen Wohnumfeld zurechtfinden lernen und heimisch fühlen. Seit dem Beginn des Projekts im April 2016 akquiriert GlobaLokal ehrenamtliche BegleiterInnen und bringt sie bei einem Kennenlerntreffen in Kontakt mit den Newcomern, d.h. bei diesem „Matching“ werden sogenannte Tandems gebildet.

Aus unserer mittlerweile fünfjährigen Mentoringerfahrung wissen wir, dass die Problembereiche der zugewanderten Menschen sich mit der Aufenthaltsdauer in Deutschland verändern. 

Waren für die Newcomer nach der Einreise zunächst Fragen zur Klärung des Aufenthaltsstatus sowie des Spracherwerbs vordringlich, ist nun neben der Arbeitsplatz- oder Ausbildungssuche die Wohnraumsuche eines der drängendsten Probleme. Da sich der Wohnungsmarkt in Frankfurt auch für Einheimische äußerst angespannt darstellt (fehlende bezahlbare Wohnungen für Menschen mit geringen und mittleren Einkommen), kann die Wohnungssuche über die üblichen Kanäle (Inserate, Internetplattformen, Wohnungsamt etc.) für Newcomer als nahezu aussichtslos, im besten Fall als äußerst langwierig und entsprechend frustrierend bezeichnet werden. 

Für sie, d.h. Menschen mit überwiegend geringen Sprachkenntnissen, fremdländischen Namen, wenig oder keinem eigenem Einkommen und geringer Erfahrung im Umgang mit deutscher Bürokratie und Gepflogenheiten ist das eine schier aussichtslose Situation. Das heißt, ihre weitere Unterbringung in Flüchtlingsunterkünften mit beengten, teilweise entwürdigenden Verhältnissen bleibt vielfach bestehen. 

GlobaLokal hat es sich zur Aufgabe gemacht, hier nach Lösungsmöglichkeiten zu suchen, Lösungen des Wohnraumproblems für einzelne Personen oder Familien. Denn für uns ist ein kleiner Beitrag besser als kein Beitrag!

Beispiele haben gezeigt, dass Newcomer, die in gemeinschaftlichen Wohnprojekten Aufnahme und Wohnraum finden, ungleich bessere Bedingungen für ihren neuen Lebensstart und Integration finden als in einer „normalen“ Nachbarschaft. Ihre Stellung innerhalb der Wohnprojektgruppen kann zwar insbesondere in der Anfangsphase aufgrund ihrer oft noch mangelnden Sprachkenntnisse sowie des ihnen unbekannten oder fremden Grundverständnisses über Art und Wesen von selbstorganisierten gemeinschaftlichen Wohnprojekten nicht als ‚auf Augenhöhe‘ bezeichnet werden. Sie sind trotzdem bei vielen Gelegenheiten (Nutzung von Gemeinschaftseinrichtungen, Feste und Feiern, Kochen und Essen) in die Gemeinschaft integriert und fühlen sich dadurch auch mehr akzeptiert, insbesondere, wenn sie in der Lage sind, selbst Beiträge zur Gemeinschaft zu leisten (z.B. körperliche Mitarbeit, exotische Küche, kulturelle Beiträge, etc.). Bei den MitbewohnerInnen des Wohnprojekts ist generell eine hohe Bereitschaft feststellbar, „ihre“ Newcomer zu unterstützen und zu fördern. Dies betrifft alle alltäglichen Lebensbereiche wie den Umgang mit der Ämterbürokratie, unbekannte Regeln des deutschen Alltagslebens, Arbeitssuche, Mobilität, Sprache etc.

Im Grunde erfolgt im gemeinschaftlichen Wohnprojekt eine Alltagsbegleitung der Newcomer, wie sie bisher im Mentoringprojekt über die Tandemkonstellation sichergestellt wurde, nur dass in diesem Fall die Unterstützungs- und Begleitungsarbeit je nach Neigung und Kenntnissen der WohnprojektnachbarInnen auf vielen Schultern verteilt wird und damit auch weit umfangreicher ausfällt. Hinzu kommt, dass in den vorliegenden Fällen der Wohnraum in gemeinschaftlichen Wohnprojekten für die Newcomer erschwinglich ist, manchmal auch unterstützt durch Solidaritätseinrichtungen (z.B. Solidaritätsfonds) der Gruppen. 

Eine Kooperation mit Wohnprojektinitiativen schafft eine Win-Win-Situation, denn:

  • die Wohnprojektinitiative kann sich (mit Unterstützung von GlobaLokal) auf die spätere Wohnsituation mit den Newcomern vorbereiten und diese möglichst früh und weitreichend in die Gruppe integrieren. 
  • für die Teilnahme an dem in Frankfurt etablierten Konzeptvergabeverfahren von Grundstücken für gemeinschaftliches Wohnen muss ein gesellschaftsrelevantes Engagement der Gruppe nachgewiesen werden. Die Aufnahme von Geflüchteten ins Wohnprojekt stellt ein solches Engagement dar und kann sich im Bewerbungsverfahren vorteilhaft auswirken.
  • am gemeinschaftlichen Wohnen interessierte Newcomer können sich frühzeitig einer Gruppe annähern, bekommen Einsicht in das Konzept des gemeinschaftlichen Wohnens, erhalten im Erfolgsfall bezahlbaren Wohnraum und werden Teil einer Gemeinschaft, die darüber hinaus vielseitige unterstützende Integrationsleistungen erbringt. 

Insbesondere bei Mietwohnprojekten sowie bei neugegründeten Genossenschaften war in den letzten Jahren zu beobachten, dass in der Endphase, d.h. kurz vor dem Einzug der Projektgruppe einzelne Wohnungen noch nicht vergeben waren oder aus verschiedenen Gründen wieder frei wurden und in der „Wohnprojektszene“ angeboten wurden. Für die Gruppen stellte sich dann meist heraus, dass es nicht einfach ist, kurzfristige geeignete MitbewohnerInnen für diese Wohnungen zu finden.

Eine von GlobaLokal gebildete interne Arbeitsgruppe hat nach umfangreichen Recherchen einen Strategieansatz für ein Wohnraumhilfeprojekt entwickelt. Dieser umfasst:

  • frühzeitig mit den diversen Wohnprojektinitiativen in Verbindung zu treten und sie für die Integration von Newcomern in ihrem Wohnprojekt zu gewinnen. Für diesen Zweck hat das Netzwerk Frankfurt für gemeinschaftliches Wohnen bereits seine Kooperationsbereitschaft zugesagt. Im Netzwerk sind aktuell (Stand März 2021) 50 Wohnprojektinitiativen, 15 Wohnprojekte im Bau und über 30 realisierte Wohnprojekte organisiert.
  • im positiven Fall einer Wohnungsbereitstellung geeignete und interessierte Newcomer zu suchen und zu vermitteln. Als BewerberInnen kommen prioritär Newcomer in Frage, die bereits im Rahmen des Mentoringprojekts begleitet wurden, d.h. uns bekannt sind und noch immer in Flüchtlingsunterkünften wohnen. Darüber hinaus kann der Kreis in Zusammenarbeit mit den SozialarbeiterInnen der mit GlobaLokal kooperierenden Unterkünfte für Geflüchtete erweitert werden.
  • auch in der Wohnphase als AnsprechpartnerIn und VermittlerIn sowohl für die Newcomer als auch die/den WohnungsgeberIn für etwaig entstehende Fragen und Probleme (z.B. Formalitäten, Mietzahlungen, Nachbarschaftsstörungen, Mülltrennung etc.) bereit zu stehen. Dies soll durch den Einsatz von ehrenamtlichen „WohnpatInnen“ sichergestellt werden.

Zwar liegt der Fokus der Wohnraumakquise für GlobaLokal zunächst bei Wohnprojekten und Wohnprojektinitiativen. Darüber hinaus sollen jedoch auch – soweit dies unsere Kapazitäten zulassen – Frankfurter Wohnungsbaugenossenschaften und -unternehmen sowie private VermieterInnen angesprochen werden.

Projektbeschreibungen im Download: